Der Unternehmensverkauf
führt zu einer Vielzahl von Fragestellungen, die vom Verkäufer führzeitig zu
adressieren sind. Allen Transaktionsprozessen gemein ist hierbei, dass aus
Verkäufersicht nur dann ein optimales Ergebnis erzielt werden kann, wenn der
Verkaufsprozess entsprechend vorbereitet und begleitet wird.
Unterschiedliche Käufertypen: Strategischer Investor
versus Finanzinvestor
Beim Unternehmensverkauf kommen im Wesentlichen zwei
verschiedene Käufergruppen infrage. Zum einen
die Gruppe der Finanzinvestoren, die im Wesentlichen Private-Equity-Unternehmen
bzw. Venture-Capital-Geber umfasst. Diese Käufertypen zeichnen sich
dadurch aus, dass für sie die zukünftige Umsatz- und Ertragsentwicklung des
Target Unternehmens im Vordergrund steht.
Daneben steht die Gruppe der sogenannten strategischen
Investoren. Für diese sind neben den finanziellen Kennzahlen wie Umsatz und
Ertrag der strategische Fit des Target Unternehmens mindestens gleichrangig. Der
Fit kann darin bestehen, dass es in Märkten und/oder Regionen vertreten ist, in
denen der strategische Investor bislang nicht agiert.
Auch kommt für den strategischen Investor der Erwerb
von weiteren Marktanteilen im gleichen Segment infrage. Entscheidend ist in der
Regel, dass das Target Unternehmen möglichst reibungslos integriert werden kann
und dem Käufer beim Erreichen seiner eigenen strategischen Ziele hilft.
Überlegungen zur
Strukturierung des Verkaufsprozesses
Verkäufer müssen sich im Vorwege einer Transaktion die
grundsätzliche Frage stellen, ob hier ein so genannter strukturierter Prozess,
bei dem eine Vielzahl von potentiellen Käufern angesprochen wird, Sinn macht.
Vorteil eines solchen strukturierten Prozesses - auch Auktionsprozess genannt -
ist, dass eine möglichst breite potentielle Käuferschaft angesprochen werden
kann.
Derartige strukturierte Prozesse sind allerdings
aufwändig und erfordern ein hohes Maß an Vorbereitung und Begleitung. Insofern
kann es für Verkäufer auch Sinn machen, nur eine überschaubare Anzahl von
insbesondere strategischen Investoren anzusprechen.
Vorbereitung der
Transaktion – Vendor Due Dilligence
Verkäufer von
Unternehmen sind bemüht, einen möglichst hohen Kaufpreis für das von ihnen
aufgebaute Unternehmen zu verwirklichen. Dieser Wunsch nach
Kaufpreismaximierung macht die detaillierte Planung und bestmögliche
Vorbereitung unumgänglich.
Verkäufer sollten sich in
diesem Kontext immer fragen, wo die Stärken und Schwächen des Unternehmens
liegen. Im Rahmen von größeren Transaktionen geschieht dies im Rahmen einer vom
Verkäufer durchgeführten Vendor Due Diligence. Die Ergebnisse dieser Prüfung –
in Form entsprechender DD Reports – werden dann potentiellen Käufern im Rahmen
derer Due Diligence Prüfung zur Verfügung gestellt.
Der Hauptaugenmerk
sollte hierbei auf Sondereffekten in den Finanzzahlen liegen, die im Rahmen der
Darstellung der Ertragskraft des Unternehmens bereinigt werden müssen,
respektive sonstige Sonderthemen, die aus Sicht eines Käufers wesentlichen
Einfluss auf die Kaufpreisfindung bzw. „Deal-Sicherheit“ haben: Gibt es
steuerliche Themen, die im Rahmen der Transaktion aus Käufersicht so
entscheidend sind, dass dieser gegebenenfalls Abstand vom Deal nimmt? Ist das
Unternehmen aus strategischer Sicht gewappnet für die zukünftigen
Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf anstehende technische
Innovationen? Ist die Geschäftsleitung des Unternehmens motiviert und bereit,
auch für einen neuen Eigentümer tätig zu werden?
Diese Fragestellungen sollten
vom Verkäufer möglichst überzeugend im Rahmen entsprechender
„Marketingunterlagen“ wie insbesondere dem sogenannten Information Memorandum abgebildet
werden. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Chancen auf Abschluss des
bestmöglichen Deals aus Verkäufersicht immer dann am höchsten sind, wenn der
Prozess entsprechend sorgfältig vorbereitet worden ist.
Due Diligence
Untersuchungen werden umfangreicher
Der Stressfaktor aus
Verkäufersicht im Rahmen von Unternehmenstransaktionen ist die Vorbereitung und
Durchführung von Due Diligence Prüfungen durch potentielle Käufer. Hier hat die
Einführung virtueller Datenräume die Administration des Prozesses zwar stark
erleichtert. Grundsätzlich erhöht hat sich allerdings der inhaltliche Aufwand,
den Verkäufer in diesem Zusammenhang zu leisten haben.
Neben den klassischen
Themenfeldern Finance/Tax, Commercial und Legal sind weitere Themenfelder in
den Fokus der Käufer gerückt. Die Technical/IT Due Diligence ist oftmals ein
Thema und auch der Bereich Compliance hat deutlich an Wichtigkeit dazugewonnen.
Bilanzierte Pensionsverpflichtungen bleiben im Fokus potentieller Käufer,
soweit es diese beim Target Unternehmen gibt.
Die Praxis zeigt, dass
die Vorbereitung und das Zusammenstellen der für die Due Diligence Prüfung
benötigten Informationen und Unterlagen oftmals mehrere Monate in Anspruch
nehmen kann. Eine weitere Herausforderung in diesem Zusammenhang ist, dass in
einer Frühphase der Transaktion Vertraulichkeit zu wahren ist. In der
Organisation des Verkäufers sind nur unbedingt notwendige Mitarbeiter und das
Management zu involvieren, um das Entstehen von Verkaufsgerüchten verbunden mit
der entsprechenden Unruhe im Unternehmen zu vermeiden.
Erfahrene Berater und
ausreichende interne Ressourcen erhöhen die Deal-Wahrscheinlichkeit
Idealerweise erfolgt
die Führung des Unternehmens immer so, dass es jederzeit verkaufsbereit ist.
Spätestens jedoch, wenn die Entscheidung zur Veräußerung des Unternehmens
gefallen ist, muss der Verkaufsprozess bestmöglich vorbereitet werden, ohne
jedoch das Tagesgeschäft aus den Augen zu verlieren. Nichts ist im Fortgang des
Prozesses hinderlicher im Hinblick auf das optimale Ergebnis, als ein
schrumpfendes Geschäft.
Bereits im
Vorbereitungsstadium müssen eine Vielzahl an Informationen und Unterlagen
zusammengestellt werden. Die Einbindung externer und interner Ressourcen ist
zwingend erforderlich, um die Vielzahl an Themen abzuarbeiten. Bei der
Beraterauswahl sollte ein besonderes Augenmerk auf der relevanten Erfahrungsdichte
der Berater liegen. Berater, die es gewohnt sind, mit Investmentbanken zusammen
Milliarden-Deals abzuwickeln, können möglicherweise mittelständische
Unternehmer nicht ideal begleiten.